Montag, 2. Juni 2014

Das Montags-Interview - 2. Juni 2014

Liebe Lesezeit-Leserinnen und -leser,

ich hoffe, Ihr freut euch genauso wie ich über das erste Montags-Interview!
Heute darf ich euch Kerstin Hohlfeld vorstellen. Und los gehts!



Name: Kerstin Hohlfeld
Alter: 48
Wohnort: Berlin
Familienstand: verheiratet


Foto copyright "Rossigrafie"



Wann hast du angefangen zu schreiben?
Eigentlich schon als Kind. Ich hatte schon immer eine ziemlich ausufernde Fantasie und hab gern Geschichten erfunden. Bis daraus ein Berufswunsch wurde, dauerte es jedoch ein paar Jahrzehnte.

Was wolltest du als Kind werden?
Mein allererster Berufswunsch war Tierpflegerin im Zoo. Damals wie heute liebe ich Tiere - Spinnen und Mücken mal ausgenommen.

Gibt es ein Leben vor dem Autorendasein?
Aber ja! Mein erstes Buch erschien im Jahre 2011, da hatte ich schließlich schon ein paar Jahre auf dem Buckel, z.B. meine schönen bunten Twenties, in denen ich mich nach Herzenslust in allem, was mir gefiel, ausprobiert habe. Studiert, gejobbt, gereist, verliebt und entliebt, mehrmals umgezogen … herrlich.
Pünktlich zum 30. Geburtstag kam dann die Wende zu einem ganz anderen Leben. Ich wurde Mutter, Ehefrau und weil‘s so schön war - in den Jahren darauf gleich noch zweimal Mutter.

Was inspiriert dich zu deinen Geschichten?
Ich laufe mit offenen Augen durch die Gegend.
Dazu kommt, dass ich mich aufrichtig für andere Menschen interessiere, ihnen zuhöre, wenn sie mir etwas erzählen. Ich kann mir stundenlang fremde Fotoalben angucken. Und dabei purzeln die Geschichten nur so auf mich ein. Die liegen in Gesichtern. Die sieht man in der Körperhaltung, in den Augen …
Ich bin mit einem überreichen Gefühlsleben ausgestattet, was manchmal für mich selbst nicht ganz einfach ist (Ich bin zuweilen eine kleine Dramaqueen.), aber mir hilft, mich in andere Menschen und ebenso auch in meine Romanfiguren „hineinzufühlen“.

Wie entstehen sie?
Zuerst im Kopf, dann im Herzen … tatsächlich dauert es eine Weile, bis ich anfange, meine Geschichten aufzuschreiben. Zuerst einmal muss ich sie eine Weile hin – und her bewegen. Gucken, ob die Figuren anfangen zu leben.
Manche Idee verwerfe ich wieder, aber manch eine setzt sich hartnäckig fest. Das ist dann der Anfang eines Romans.

Wie kam Dir die Idee zu deinem letzten Buch?
Gibt es auch schon mal biografische Elemente?
„Ein Weg zurück“ ist für mich vor allem ein Blick zurück. Ich bin in der DDR aufgewachsen und vieles von dem, was ich in meinen Erinnerungen abgespeichert habe, findet dort seinen Niederschlag. Das Graue, das Enge und zuweilen Bedrückende das spiegelt sich schon sehr im Buch wieder. Ich lasse meine Buchheldin Kathrin die DDR so erleben, wie ich sie erlebt und vor allemempfunden habe.
Die Handlung an sich ist frei erfunden. Auch wenn Kathrin, genau wie ich, in einem Dorf nahe Magdeburg aufwächst, so erlebt sie ganz andere Sachen als ich sie erlebt habe.
Ich will mal so sagen: Mein Ost-Gefühl, das schlägt sich im Buch nieder. Meine eigene Geschichte nicht.

Wo schreibst du und hast du feste Schreibzeiten?
Ein paar Jahre lang habe ich am Küchentisch geschrieben. Seit ein paar Monaten arbeite ich an einem kleinen Schreibtisch im Schlafzimmer. Herrlich ruhig.
Meine Hauptarbeitszeit ist am Vormittag, wenn der Rest der Familie ausgeflogen ist.
Ab und zu kommt mal einer unserer zwei Kater und will Streicheleinheiten, ansonsten habe ich viel Ruhe zum Schreiben. Seit die Kinder größer sind, habe ich auch nachmittags manchmal etwas Zeit.

Was macht dir am meisten Spaß beim Schreiben?
Ich liebe es, die Figuren zu erfinden. Von der ersten Idee (Ähm … Ich könnt‘ ja mal was mit einer netten Schneiderin machen.), bis hin zu einer Figur, von der meine Leserinnen sagen: „Das könnte meine Freundin sein.“ Das ist bei Rosa Redlich wirklich sehr oft passiert.
Und das sind dann meine Sternstunden. Figuren quasi zum Leben zu erwecken, sodass sich jeder ein klitzekleines bisschen in ihnen wiederfindet.
Der allerschönste Moment ist dann der, wenn ich das Buch in den Händen halte und selbst kaum glauben kann, dass ich all diese Seiten – manchmal in mühsamer Kleinarbeit - gefüllt habe.

Kennst du Schreibblockaden und wenn ja, wie gehst du damit um?
Also so schlimm, dass ich gar nicht mehr schreiben konnte, war es zum Glück noch nie. Aber gelegentliche Selbstzweifel gehören zum Geschäft. Ich mag’s, wenn ich mich dann ganz offen mit Kollegen austauschen kann. Zu hören, dass ich mit meinen Schwierigkeiten nicht alleine bin, hilft schon ungemein.

Wer sind deine ersten Probeleser?
Das ist eigentlich immer Anna Mechler, meine Agentin. Die muss alles lesen, was mir so in den Sinn kommt. Aber bisher hat es sie noch nicht gestört.

Wie wichtig sind Dir Rezensionen und Rankinglisten?
Die sind wichtig, ganz klar. Vor allem die Rezensionen. Ich möchte mit meinen Büchern gern die Herzen der Leserinnen erreichen, ihnen ein paar schöne Lesestunden schenken. Ich wünsche mir, dass sie hinterher ihren Freundinnen von meinen Büchern erzählen.
Dann steigen auch automatisch die Verkaufszahlen, die natürlich ebenfalls wichtig sind.
Ich behaupte jetzt mal ganz keck, dass wir Autoren alle vom Bestseller träumen.
Und dafür, dass die Leser unsere Bücher mögen, ziemlich viel Arbeit und Herzblut investieren.

Hast du selbst ein Lieblingsbuch, einen bevorzugten Autor?
Da nenne ich immer wieder „Ditte Menschenkind“ von Martin Andersen Nexö und „Ein Menschenleben“ von Guy de Maupassant.
Beide Bücher erzählen auf unnachahmlich packende Weise die Lebensgeschichten von Frauen und beide haben mich stark berührt.

Welche Bücher liest du selbst? 
Querbeet. Fantasy und harte Thriller eher seltener. Große Familien- und Schicksalsromane liebe ich. Historische Romane ebenso.

Welches wird dein nächstes Projekt sein oder ist es noch geheim?
Nein, nicht geheim. Ich schreibe im Augenblick den letzten Teil meiner Rosa-Redlich-Geschichten für Gmeiner und ab Juli mein zweites Buch für Ullstein. Da nehme ich meine Leserinnen mit auf eine Reise nach … ach, ein bisschen Geheimnis kann eigentlich doch nicht schaden. 

Wird man dich auf der nächsten Buchmesse antreffen?
In Leipzig 2015 auf jeden Fall.

Viele Autorinnen besitzen ein Haustier. Gibt es da dafür eine Erklärung?
Weiß nicht. Vielleicht weil das Schreiben ein ganzschön einsamer Job sein kann. Und weil Katzen so geduldig zuhören und nicht meckern, wenn man zum zwanzigsten Mal den Text für eine Lesung probt. Dafür schnurren sie so schön.

Wie sieht dein Alltag aus?
Ach, stinknormal. Ich bin eine Mutter von drei Kindern. Wäsche waschen, einkaufen, Essen zubereiten, einfach da sein, bei Hausaufgaben helfen, immer Schoki im Vorratsschrank und Kaugummi in der Handtasche haben … so halt.

Nenn uns dein Lieblingsreiseziel!
Das ist ganz schön schwer. Ich mag die raue Nordsee genauso gern wie den Indischen Ozean. Ich stapfe gern durch polnische Wälder, um Pilze zusuchen und durch asiatischen Dschungel, um exotische Tiere zu beobachten. Im letzten Sommer hab ich den Zauber der Wüste für mich entdeckt.
Ich bin gern in der Natur. Ich finde unsere ganze Erde atemberaubend und wunderschön.
Von daher lautet meine Devise: Gib mir einen Koffer, nenn‘ mir ein Reiseziel, ich geh dann da schon hin

Und welche Ecke dieses Erdballs möchtest du unbedingt einmal kennenlernen?
Costa Rica! Das steht auf meiner Wunschliste ganz weit oben.

Dein Lieblingsgericht?
Ich lebe seit Jahren vegetarisch, probiere auch gern vegane Gerichte aus. Im Moment schwärme ich für einen Salat aus Erdbeeren, Frühlingszwiebeln und kross gebratenen Seitan-Würfeln mit einem Essig-Öl-Dressing. Der ist sooo lecker! Ich schick dir ein Foto mit.





Welche Jahreszeit ist deine?
Frühling und Herbst.

Wenn es irgendwie machbar wäre, würdest du auch mal nach Hagen kommen und Gast sein bei einer meiner Wohnzimmerlesungen?
Aber unbedingt! Seit ich selbst Wohnzimmerlesungen ausrichte und sehe, wie wohl sich Gäste und Autoren bei mir fühlen, wünsche ich mir ganz unbescheiden, dass ich auch mal in ein liebevoll vorbereitetes Wohnzimmer eingeladen werde.

Wie würdest du dich in einem Satz selbst beschreiben?
Da reichen drei Worte:
Frau mit Herz



Foto copyright "Rossigrafie"



Meine Bücher:

„Glückskekssommer“
„Herbsttagebuch“
„Winterwünsche“
Drei Romane über die liebenswert chaotische Schneiderin Rosa Redlich, die vielen meiner Leserinnen sehr ans Herz gewachsen ist.

„Ein Weg zurück“ ist gerade bei Bookshouse erschienen. Eine Zeitreise voller Emotionen.

Im November 2014 wird es turbulent mit „Ich heirate einen Arsch“ – eine Zusammenarbeit mit Leif Lasse Andersson. Erscheint bei Knaur.

Im Dezember veröffentlicht Ullstein „Wenn das Glück anklopft“ – ein absolutes Lieblingsprojekt von mir, das ich meinen Leserinnen schon jetzt sehr ans Herz legen möchte. Kann man schon vorbestellen. J

Im Februar 2015 schließt sich der Kreis bei Gmeiner und der letzte Band der Rosa-Redlich-Geschichten erscheint.

Ich freue mich über Besuche auf meiner Homepage:

www.kerstin-hohlfeld.de

Oder auf Facebook:


www.facebook.com/kerstin.hohlfeld.92




Liebe Kerstin, vielen, vielen Dank für dieses tolle, schöne und absolut interessante  Interview! Ich freue mich nicht nur auf deine neuen Romane, sondern auch auf Hugo in Berlin, doch das ist etwas, was ich hier nicht verraten werde!







1 Kommentar:

  1. Liebe Monika, danke, dass ich den Anfang machen durfte! Nun bin ich sehr gespannt auf die kommenden Interviews und wer dir da noch so alles Rede und Antwort stehen wird.
    Liebe Grüße
    Kerstin

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