Samstag, 24. Januar 2015

Das Autoren-Interview mit Theresia Graw

Liebe Lesezeit-Leserinnen und -Leser,

Theresia Graw liebt löwenzahnblütengesprenkelte
Wiesen, muss oft vor 03:30 Uhr aufstehen und wollte
 schon immer schreiben. Dies und noch viel mehr,
könnt Ihr im heutigen Interview nachlesen!



Informationen zur Autorin

Name: Theresia Graw
Alter: genau richtig (noch 50)
Wohnort: München
Familienstand: glücklich




Rund ums Schreiben:

Wann hast du angefangen mit dem Schreiben?

Ich kann mich gar nicht richtig daran erinnern. Ich habe immer schon Geschichten geschrieben, schon als ganz kleines Mädchen. Dank meiner eifrigen großen Schwester (die nach diesem Erfolg auch prompt Lehrerin geworden ist!) konnte ich bereits im zarten Alter von fünf Jahren lesen und schreiben - naja, sagen wir mal: Buchstaben krakeln. Jedenfalls habe ich alle Geschichten nachgeschrieben, die ich gelesen habe: Pippi Langstrumpf, Räuber Hotzenplotz, später Mädchenromane im Stil von Hanni und Nanni oder Detektivgeschichten... Was mir so in die Finger kam. Das Wenigste habe ich damals übrigens zu Ende gebracht. Spätestens nach ein paar Seiten hatte ich meist schon eine neue Idee, die mir noch viel interessanter erschien und die unbedingt geschrieben werden musste. (Das mit der Ungeduld beim Schreiben hat sich inzwischen zum Glück etwas gebessert!) Mein erster "richtiger" Roman war übrigens eine Art Krimi rund um die Beatles. Da war ich ungefähr vierzehn und unglaublich stolz darauf, ca. 200 handbeschriebene Seiten fabriziert zu haben. Dieses Manuskript habe ich - neben vielen anderen wild bekrakelten Blättern von früher - immer noch.
Sehr viel später, als ich eigene Kinder hatte, habe ich mehrere Kinderbücher veröffentlicht. Irgendwann wurde es mir mit Vollzeitjob und Familie allerdings etwas zu viel, und ich habe eine längere Pause gemacht. Erst vor ein paar Jahren, als meine Kinder aus dem Gröbsten raus waren, stellte ich plötzlich fest, dass ich wieder Zeit hatte zum Schreiben. Und da habe ich sofort wieder angefangen. Mangels geeigneter Leser in der Familie ist es jetzt keine Kinderliteratur mehr, sondern unterhaltsame Erwachsenenkost.

Was fasziniert dich am Schreiben?

Es macht unglaublich Spaß Phantasiewelten entstehen zu lassen, für ein Happy End sorgen zu können! (In meinem anderen Beruf als Journalistin ist das leider selten der Fall: Als Nachrichtenredakteurin beschäftige ich mich den ganzen Tag lang mit Krisen und Katastrophen, denn "Nachrichten" heißt ja meist "schlechte Nachrichten". Um so mehr genieße ich es, zum Ausgleich zuhause Liebeskomödien zu schreiben!)
Das fasziniert mich am meisten: Erst ist es eine kleine Idee in meinem Kopf, die wächst und entwickelt sich. Dann wird ein langer Text daraus, der schließlich als Buch im Laden liegt - von dort wandert meine Geschichte in die Köpfe der Leser und begleitet sie für ein paar Stunden oder Tage. Vielleicht amüsieren sie sich über meine Geschichte, sind gespannt wie es weitergeht, leiden womöglich ein bisschen mit meinen Figuren mit, denken über das Buch nach, reden vielleicht mit jemandem darüber. Das ist ein wunderschönes Gefühl, zu wissen, dass meine eigenen Gedanken auf diese Weise auf Reisen gehen.




Wie entstehen deine Geschichten?

Das ist schwer zu sagen. Da ploppt plötzlich ein Stichwort, ein Satz oder eine Szene in meinem Gehirn auf, und dann kann ich nicht anders, als diesen Gedanken weiterzuspinnen. Das kann eine Schlagzeile in der Zeitung sein, ein Gesprächsfetzen, den ich irgendwo aufgeschnappt habe oder sonst was. Etwas, das mich weiterfragen lässt: Was wäre eigentlich, wenn...? Wie von selbst wächst da eine Geschichte heran. Ich habe immer einen kleinen Notizblock dabei oder tippe schnell etwas in mein Handy, wenn mir eine neue Idee kommt. Zuhause sammele und sortiere ich alles in einer dicken Mappe. Wenn mir klar ist, wo es lang gehen soll, schreibe ich eine Miniform des Romans auf etwa fünf Seiten. Ich skizziere außerdem die Personen, die Handlungsorte etc, dazu gehören z.B. auch Fotos, Zeitungsausschnitte, manchmal Karten oder Stadtpläne, damit ich beim Schreiben immer ein ganz konkretes Bild vor Augen habe. Ich bin aber keine dieser Autorinnen, die ihre Bücher bis ins letzte Detail vorausplant. Dazu bin ich dann doch zu ungeduldig. Sobald ich einen groben Plan habe, muss ich losschreiben. Natürlich weiß ich schon beim ersten Satz ganz genau, wie das Buch ausgehen wird. Aber die 300 bis 400 Seiten dazwischen sind ein Abenteuer. Da macht die Geschichte zwischendurch einen Schlenker, den ich anfangs noch gar nicht eingeplant hatte. Da tauchen plötzlich Personen auf, die zunächst gar nicht vorgesehen waren. Manchmal streiche ich auch eine Figur, weil ich zwischendurch feststelle, dass sie irgendwie nicht hineinpasst. Ein Buch zu schreiben, das ist für mich so ähnlich wie eine große Reise: Man hat einen Hin- und einen Rückflug in ein fernes Land gebucht - aber man weiß nicht genau, was man in der Zeit dazwischen erleben und wem man wo begegnen wird.

Dein nächstes Projekt?

Das ist schon fertig und erscheint Mitte Februar: In "Glück ist nichts für schwache Nerven" geht es um Valentina, die bei einer Hippiemutter aufgewachsen ist, und ihren Vater nicht kennt. Als sie eines Tages einen Hinweis auf ihn bekommt, macht sie sich auf die Suche, und es gelingt ihr, sich inkognito in sein Haus zu schmuggeln, wo sie dann... Aber mehr will ich hier noch nicht verraten :-) Gerade schreibe ich an meinem dritten Roman, der 2016 erscheinen soll, ebenfalls im Blanvalet Verlag. Soviel dazu schon mal: In diesem Buch werden verirrte Liebesbriefe eine zentrale Rolle spielen!




Welchen Berufswunsch hattest du als Kind?

Siehe oben! Eindeutig: Schriftstellerin. Seit ich fünf war. Ich habe dann aber sicherheitshalber erst einmal etwa "Vernünftiges" gelernt und bin Journalistin geworden. Ein Beruf, der nicht mit Sprache und Schreiben zu tun hat, kam für mich nie in Frage.


Wie sieht dein Alltag aus?

Bei mir verläuft jeder Tag anders. Neben meiner Autorentätigkeit bin ich ja als Redakteurin und Moderatorin beim Bayerischen Rundfunk beschäftigt, wo ich im Schichtdienst arbeite. Da klingelt mein Wecker vor der Frühsendung schon um 03:30, ein anderes Mal geht es erst am späten Nachmittag los - ab und zu habe ich sogar auch Nachtschicht. Zum Glück komme ich mit relativ wenig Schlaf aus, so dass ich mir zwischendurch immer mal Zeit zum Schreiben nehmen kann. Ich versuche, jeden freien Tag für die Arbeit am Manuskript zu nutzen, aber es gibt auch Phasen, in denen ich wochenlang nicht dazu komme. Deshalb brauche ich relativ lang, um ein Buch zu verfassen. Unter einem Jahr geht da gar nichts.

Welche Jahreszeit ist die Deine?

Ganz klar der Sommer. Ich liebe Licht, Sonne und Wärme, Draußensein. Andererseits: An einem kristallklaren Herbsttag durch bunte Blätter zu wandern, das hat auch was. Und natürlich: Ein tief verschneites, sonniges Winterwunderland - herrlich! Nicht zu vergessen: Der Frühling! Die ersten bunten Blümchen, die aus der kahlen Erde kommen, blühende Obstbäume, löwenzahnblütengesprenkelte Wiesen - ein Traum! Ach, ich mag jede Jahreszeit. Gerade der Wechsel der Jahreszeiten ist doch großartig. So kann man sich ständig auf etwas Neues freuen.

Hast du ein Lieblingsreiseziel?

Ich bin schon ein bisschen herumgekommen in der Welt und in den vier Kontinenten, die ich bereist habe, gibt es fantastische Orte, die ich gerne wieder sehen würde. Wie oft habe ich nach einer Reise schon gedacht, das war jetzt toll, da fahre ich bald wieder hin. Aber ich bin viel zu neugierig. Wenn ein neuer Urlaub ansteht, suche ich mir meist wieder ein Ziel aus, das ich noch nicht kenne. Es gibt doch so vieles zu entdecken.

Wie definierst du Glück?

Mein größtes Glück: Dass ich die liebsten Menschen der Welt um mich habe! Abgesehen davon: Wenn man unter dicken Wolken nach Hause radelt und es fängt erst genau in dem Moment an zu regnen, in dem man die Haustür aufmacht - was für ein Glück! Wenn einem ein Glas aus der Hand fällt, und es geht NICHT kaputt. Wenn man an der Supermarktkasse ansteht, und es ist tatsächlich die Schlange, bei der es am Schnellsten geht... Jeden Tag erlebt man solche klitzekleinen Glücksmomente. Ich versuche, mir jeden einzelnen ganz bewusst zu machen. In der Summe ergibt das dann ein ziemlich zufriedenes Leben und lässt einen die gelegentlichen Tiefschläge, die sich leider nicht vermeiden lassen, hoffentlich etwas gelassener nehmen.

Wenn du 5 Millionen € im Lotto gewinnen würdest, was würdest du damit tun?

Das ist sehr unwahrscheinlich, weil ich kein Lotto spiele! Aber im Falle eines solchen Geldsegens würde ich mir vielleicht ein wunderschönes Haus in Südfrankreich kaufen, mit Blick über die Lavendelfelder bis hin zum Mittelmeer. Da würde ich dann auf der Terrasse sitzen und einen Roman nach dem anderen schreiben. (Also, wie es ungefähr jeder zweite Autor gern täte!)

Hast du Wünsche für die Zukunft? Welche?

Dass ich noch viele Ideen für viele neue Romane habe und genug Zeit und Energie, um sie alle zu schreiben. Und natürlich, dass ich einen phänomenalen Bestseller inclusive internationaler Kinoverfilmung lande... Oder so ähnlich... Damit das mit dem Haus in Südfrankreich auch mal klappt



Liebe Theresia, vielen, vielen Dank für das tolle Interview!
Und wenn wir uns das nächste Mal im Literaturhotel treffen, quatschen wir auch eine Runde!

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