Mittwoch, 27. September 2017

"... aber Steine reden nicht" von Carlo Ross

Ein sehr wichtiges Buch mit einer Geschichte aus meiner Stadt

Dieses Buch des Holocaust-Überlebenden, der im Jahr 2004 verstorben ist, ist seine Geschichte. Carlo Ross hat in diesem Buch seine eigene Kindheit verarbeitet. Seine Kindheit in meiner Heimatstadt Hagen. 

Der zehnjährige David Rosen zieht mit seiner Mutter Hanna in ein Armenviertel in Hagen. Es ist die "Stiege" im Stadtteil Altenhagen. Bisher haben hier alle Menschen friedlich miteinander gelebt. Juden, Christen, Sozialdemokraten, Sozialisten, doch dann ergreifen die Nazis die Macht. Der Krieg bricht aus. Arbeitslosigkeit, Geldknappheit, Hunger und vor allen Dingen Angst stehen von nun an auf der Tagesordnung. 

Die Nazis marschieren grölend durch die Straßen. Begegnet ihnen ein Jude, wird dieser verprügelt, niedergeschlagen. Manch einer überlebt diese Attacken nicht. Einige wenige versuchen noch, die Stadt, das Land zu verlassen, doch nur einigen gelingt es. Die Häuser brennen, Feuer, das von den Nazis gelegt wurde. Dann fallen die ersten Bomben der Alliierten. Hagen wird in Schutt und Asche gelegt.

Hanna und David erleben jedoch nicht nur Bedrohung und Verfolgung. Es gibt auch noch Menschen im Viertel, die ihnen wohlgesonnen sind. Heimlich werden ab und zu Lebensmittel vor die Tür gelegt, ein Stück Brot, ein bisschen Butter. Und doch kommt eines Tages die Stunde, in der die beiden abgeholt werden...

"... aber Steine reden nicht" - eine tragische Geschichte, die unheimlich zu Herzen geht und das noch mehr, da es eine Geschichte ist, die sich in meiner Stadt zugetragen ist. Die Reichskristallnacht, die Synagoge in der Potthofstraße.

Hagener Schulen veranstalten alljährlich am 9. November einen Sternenlauf hin zur Synagoge. Der Marktplatz, Altenhagen selbst, die Josefs-Kirche, die Schule in Altenhagen... Alles Gebäude, alles Orte, die man als Hagener kennt, die einem zumindest ein Begriff sind. 

Diese Geschichte stimmt nachdenklich, macht traurig und doch ist es ein Buch, das man unbedingt lesen sollte. Es ist ein Jugendbuch, sehr eindringlich geschrieben und auch für Erwachsene bestens geeignet.

Meine Kollegin Christina Schröder hat mir dieses Buch schon vor einiger Zeit ans Herz gelegt, doch erst jetzt bin ich dazu gekommen, es zu lesen. Es ist ein sehr wichtiges Buch, nicht nur für Menschen in meiner Stadt. Unbedingt lesenswert!



Taschenbuch
271 Seiten
Verlag: dtv Junior



"Immer wieder im Sommer" von Katharina Herzog

Ein leises Buch mit einer starken Geschichte!

Eigentlich wollte Anna ihre beiden Töchter Sophie und Nelly ja für die Ferien bei ihrem Ex-Mann Max abliefern, dann bei ihrer Mutter vorbeifahren, die sich nach 18 Jahren zum ersten Mal wieder bei ihr gemeldet hat und sie dringend sprechen möchte, um dann letztendlich einen schönen Urlaub ganz alleine auf der Insel Amrum zu verbringen. Dort hofft Anna, ihre Jugendliebe Jan zu treffen, über den sie in einer Zeitschrift gelesen hat, doch es kommt alles ganz anders.

Anstatt ein paar Tage für sich allein zu haben, ist ihr kleiner Bus plötzlich voll beladen mit dem Ex-Mann, den zwei gemeinsamen Töchtern, der Mutter, einem Hund und schließlich auch noch einem jugendlichen Tramper!

"Immer wieder im Sommer" - eine wunderschöne Geschichte, eine Geschichte zum Verlieben! Vom Klappentext her könnte man meinen, es würde sich hier um eine Komödie handeln, doch dieses Buch ist so viel mehr. Dieser Geschichte wohnt ein feiner Zauber inne, ganz sacht, ganz leise. 

Annas Mutter Frieda leidet an fortgeschrittener Demenz. Sie möchte ihre Tochter noch einmal sehen, bevor sie ganz in die Vergessenheit abgleitet. So macht sich Anna - ungewollt mit dem Rest ihrer Familie - auf den Weg zu ihrer Mutter, die einen Gnadenhof für Pferde leitet. Dort erfährt sie von Friedas Krankheit, die sie vor 18 Jahren verlassen hat. Es bleibt nicht bei dem Besuch. Alle gemeinsam fahren sie nach Amrum und erleben dort eine unvergessliche gemeinsame Zeit, wie sie sich alle vorher nicht vorstellen konnten. 

Mit ganz großem Einfühlungsvermögen nähert sich Katharina Herzog dem Thema Demenz. Ein Thema unserer Zeit und doch mit sanfter Leichtigkeit geschrieben.  Es ist eine bezaubernde Geschichte und trotz des Themas ein Glücklichmachbuch. Die Geschichte wird aus der Sicht der Frauen Anna und Frieda und der Tochter Sophie erzählt. Von der ersten Zeile an sind mir alle Personen ans Herz gewachsen, auch Max, der trotz seiner wechselnden Freundinnen noch immer an Anna zu hängen scheint, seiner einzigen großen Liebe.

"Immer wieder im Sommer" - ein Buch, das man unbedingt auch zu anderen Jahreszeiten lesen sollte. Ein leises Buch mit einer starken Geschichte!




Broschierte Ausgabe
384 Seiten
Verlag: Rowohlt





Vielen Dank für diese wunderschöne Geschichte!

Dienstag, 26. September 2017

"Wie der Wind und das Meer" von Lilli Beck

Ein Stück deutscher Geschichte, mitreißend, sehr gefühlvoll, voller Hoffnung

Nichts ist ihm von seiner Familie geblieben außer einem Koffer mit Papieren und einem alten Topf. Ein Fliegerangriff hat dem elfjährigen Paul 1945 die ganze Familie genommen. Auf der Suche nach einem Unterschlupf begegnet ihm die zehnjährige Sarah, wie er ganz ohne Familie. Da Sarah Jüdin ist und seiner Schwester Rosalie unheimlich ähnlich sieht, beschließen die beiden, dass Sarah von Stund an die Identität seiner verstorbenen Schwester annimmt. 

Wie viele Kinder, die den Krieg auf grauenvolle Weise miterleben mussten, irren die beiden durch die Stadt und werden schließlich von einer Kinderbande aufgenommen. Sie müssen stehlen, um zu überleben. Sie werden von einer Frau aufgenommen, bei der sie nicht bleiben dürfen. Sie müssen im Waisenhaus leben und werden schließlich von einem freundlichen Ehepaar adoptiert. Niemand konnte zu dem Zeitpunkt ahnen, dass Paul und Sarah einmal mehr füreinander empfinden würden, als nur Freundschaft und Zuneigung.

"Wie der Wind und das Meer" - ein emotionales Drama mit unvergesslichen Protagonisten. Dieser Roman ist sehr intensiv, sehr berührend. Vor meinen Augen lief ein Film ab. Wie Paul und Sarah sich finden, wie sie sich durch das zerstörte München kämpfen, wie sie versuchen zu überleben und wie sie letztendlich ganz anders zueinander finden, als gedacht. Das Drama, dass es kein Zurück gibt aus der Lüge, Geschwister zu sein. Die damaligen Umstände machten es unmöglich. Heimliche Zuneigung, eine verbotene Liebe. 

Sarah geht nach Berlin, um Synchronsprecherin zu werden. Die Entfernung zu Paul und München soll eine Trennung einfacher machen, doch die beiden können aneinander nicht vergessen.

"Wie der Wind und das Meer" - eine Geschichte, voller Liebe geschrieben. Eine Geschichte, die mich in das Nachkriegsdeutschland entführt, in das zerbombte München, aber auch in das München der Wirtschaftswunderjahre bis in das Jahr 1989 hinaus. Ein Stück deutscher Geschichte, mitreißend, sehr gefühlvoll, voller Hoffnung. Es ist eine Geschichte, die den Leser beschäftigt, den Leser nachdenken lässt und vor allen Dingen mit einem Ende, das ich so nicht erwartet hätte.

Unbedingte Leseempfehlung!



Broschierte Ausgabe (Leseexemplar)
512 Seiten
Verlag: Blanvalet



Herzlichen Dank an Lilli Beck
für diese wunderbare Geschichte!

Herzlichen Dank an das Verlagsteam
für das Zurverfügungstellen des Buches!



Sonntag, 17. September 2017

"Exit West" von Mohsin Hamid

Die Türen in ein neues Leben

Ein Land, dessen Namen man nicht erfährt. Ein Land, das auf einen Bürgerkrieg zusteuert. Zwei junge Menschen, die sich ineinander verlieben,  obwohl sie ganz unterschiedlich leben. Die beiden jungen Menschen sind Nadia und Saeed. Nadia lebt in ihrer eigenen kleinen Wohnung. Sie ist frei und unabhängig, doch der Preis für ihre Freiheit ist der, dass sie keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie hat. Nadia trägt über ihrer Jeans und ihrem Shirt ein schwarzes Gewand, aber nur, weil es sie vor anderen Männern schützen soll. Saeed lebt noch bei seinen Eltern. Er betet viel und regelmäßig.

Der Krieg nimmt Saeed die Mutter. Nadia zieht zu Saeed und seinem Vater, weil sie dort sicherer ist. Die beiden jungen Menschen planen die Flucht, denn da sind diese Türen, von denen die anderen sprechen. Türen in die Freiheit, Türen in ein besseres Leben. Nadia und Saeed wagen den großen Schritt. Ihre Stationen werden Mykonos, London und schließlich das ferne Amerika sein. 

"Exit West" - ein Buch mit einem äußerst aktuellen Thema, Flucht und Migration. Die Flucht selbst wird kaum beschrieben. Es sind lediglich Türen, durch die man hindurchgeht in eine andere Welt. Es geht ums Loslassen, Zurücklassen und ums Ankommen. Ankommen in der Freiheit. Ankommen in einer ihnen völlig fremden Welt.

In London findet das Paar Unterschlupf in einem besetzten Haus, doch die Einheimischen protestieren gegen immer mehr Migranten. Hass und Gewalt schlägt ihnen entgegen. Schließlich landen sie in Amerika. So viel haben die beiden miteinander erlebt, so viel Zeit haben sie miteinander verbracht und doch sind sie sich fremd geworden. Saeed wendet sich immer mehr dem Gebet zu, während Nadia endlich frei ist und doch nicht auf ihr schwarzes Gewand verzichten wird. 

"Exit West" - der Leser wird ganz offen mit dem Grauen eines Bürgerkrieges konfrontiert. Bomben fallen, Häuser und Existenzen werden ausgelöscht, Menschen geköpft und aufgehängt.

Trotz aller Gewalttätigkeit ist dieses Buch sehr poetisch geschrieben. Das widerspricht sich? Man muss dieses Buch wahrscheinlich erst lesen um zu verstehen, was ich damit ausdrücken möchte. Es ist ein sehr intensives Buch, das einen Leser wie mich aber auch etwas ratlos zurück lässt. Warum gibt Nadia ihre Verschleierung nicht auf? Diese junge Frau, die doch immer nach Freiheit gestrebt hat, die in der Heimat eine eigene Wohnung, die sogar Sex vor der Ehe hatte! Wieso tut sie das? Und wieso wendet sich Saeed immer mehr mit der Religion zu? Weil sie beide entwurzelt sind? Weil die Religion, der schwarze Umhang ein Stück Heimat bedeuten? Eine Lösung bietet das Ende der Geschichte nicht.  

Im Buch geht es übrigens nicht nur um die beiden jungen Menschen. Immer wieder werden kleine Begebenheiten von anderen Menschen von diesem Erdball mit eingeflochten. Menschen, die auch durch eine Tür gehen, die eine Entscheidung getroffen haben, ohne zu wissen, was dann passiert. 

"Exit West" - eine berührende Erzählung über entwurzelte Menschen, die durch Türen gehen, die in der Ferne einen Neuanfang suchen. Sehr lesenswert!





Gebundene Ausgabe
223 Seiten
Verlag: DUMONT





Herzlichen Dank an das Verlagsteam
für dieses Überraschungsbuch!




Freitag, 15. September 2017

"Die Spuren meiner Mutter" von Jodi Picoult

Der erste Roman der Autorin, der mich nicht überzeugen konnte

Die dreizehnjährige Jenna sucht ihre Mutter. Vor 10 Jahren ist diese spurlos verschwunden. Jenna wächst bei ihrer Großmutter auf, denn ihr Vater Thomas lebt in einem Heim. Ihre Eltern hatten sich einst in Afrika kennen gelernt, so Alice Metcalf, Jennas Mutter, die Trauer von Elefanten erforscht hat. Als Alice zurückkehrt nach Amerika, betreut sie zusammen mit Thomas ein Elefantenreservat in New Hampshire. Eines Tages kommt eine Tierpflegerin ums Leben und Alice verschwindet. Hat Alice damals tatsächlich ihre kleine Tochter allein zurück gelassen? 

Jenna will den Fall noch einmal aufrollen. Sie hört von dem Medium Serenity, die einst eine erfolgreiche Wahrsager-Show im TV hatte - bis sie sich einmal vertan hat. Jenna fragt diese, ob sie ihr in ihrem Fall helfen könne. Auch der Privatdetektiv Virgil kommt mit ins Spiel. Er war damals an dem Fall beteiligt, ist heute aber ein menschliches Wrack und dem Alkohol verfallen. Zusammen versuchen sie den Fall zu klären und erleben dabei die eine und andere Überraschung. 

Wer wie ich schon einige Romane von Jodi Picoult gelesen hat, wird auch gespannt auf dieses Buch gewesen sein, doch zum ersten Mal hat mich ihre Geschichte nicht gepackt. Wie immer in ihren Büchern, lässt die Autorin die verschiedensten Akteure zu Wort kommen. Der Leser bildet sich so ständig eine andere Meinung. Beim Lesen erfährt man meistens ein großes Gefühls-Karussell. Zum ersten Mal ist mir das nicht passiert. Mehrfach ist es  mir so ergangen, dass ich einige Passagen einfach nur quer gelesen habe.

Die Geschichte liefert wertvolle Informationen zum Trauerverhalten von Elefanten, doch was zu viel  ist, ist zu viel. Ich habe so viele Informationen erhalten, dass ich das Gefühl hatte, ich würde ein Sachbuch über Elefanten lesen. 

Vielleicht ist es auch nicht meine Geschichte, weil es zum Ende hin immer mystischer wird. Mystik und Geister sind nicht mein Fall, obwohl Jodi Picoults Roman "Zeit der Gespenster" auch von Geistern handelt. Er war aber dennoch komplett anders. 

"Die Spuren meiner Mutter" - leider nicht das, was ich mir erhofft hatte. Eine Geschichte, die mich nicht überzeugt hat. 



Gebundene Ausgabe
512 Seiten
Verlag: C.Bertelsmann





Herzlichen Dank an das Verlagsteam,
dass ich das Buch lesen und vorstellen durfte!


Donnerstag, 14. September 2017

"Du + ich = Liebe" von Heike Wanner

Eine großartige Geschichte über das Anderssein!

Ben ist seit einem Unfall querschnittsgelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen. Am liebsten vergräbt er sich in einem Buch, doch dann tritt die quirlige Nika in sein Leben und krempelt dieses gehörig um. Die beiden verlieben sich ineinander, es kommt zum ersten Kuss und auch schnell schon zu viel mehr – entgegen aller Vorurteile und Einwände von Eltern und Mitschülern. Die beiden sind schon bald ein eingespieltes Team und beide merken, es ist die große Liebe, bis das Schicksal erneut zuschlägt.

„Du + ich = Liebe" - ein Jugendroman? Oh, nein! Diese Geschichte handelt zwar von zwei jungen Menschen, die auch noch zur Schule gehen, aber dieser Roman ist definitiv auch etwas für Erwachsene!

Ich war sehr neugierig, aber auch sehr gespannt, als ich von der Autorin gefragt wurde, ob ich das Buch lange vor dem eigentlichen Erscheinungstermin lesen könnte. Da ich schon einige ihrer Romane gelesen habe, habe ich sofort zugesagt, doch dieser Roman hier ist ganz anders als das, was sie bisher geschrieben hat.

Sie greift in diesem Roman das Thema „Anderssein“ auf und „Liebe zwischen einem behinderten und einem nichtbehinderten Menschen“. Nicht nur das Liebhaben, sondern auch die körperliche Liebe. Heike Wanner setzt dieses Thema sehr geschickt und gekonnt um. Wer hat nicht schon mal Menschen erleben müssen, die sich fragen ob „das“ sein muss?

Sehr viel Lebensgefühl fließt in diese Geschichte mit ein. Es ist eine mitreißende Geschichte, ein ganz wunderbarer Roman. Ich habe die Personen sofort ins Herz geschlossen, nicht nur Nika und Ben. Ich hatte Verständnis für Bens Mutter, die vor Fürsorge immer fast umkommt. Wer kann es ihr verdenken? Schließlich möchte sie nur das Beste für ihren Sohn, der durch ein böses Schicksal für immer an den Rollstuhl gefesselt sein wird. Lächeln musste ich immer, wenn Bens Vater ins Spiel kam. Er, der alles viel gelassener sieht und viel schneller verstehen kann, dass der Sohn erwachsen geworden ist und auch ein unabhängiges Leben führen möchte. Dann Nika selbst, diese lustige, aufgeschlossene Person, die man einfach mögen muss und die doch für ihr Alter und bedingt durch den frühen Tod und der Depression ihrer Mutter, viel zu schnell erwachsen werden musste. Verständnis auch für die Mutter, die den Tod des Ehemannes nicht überwinden kann und dann erneut mit dem Schicksal konfrontiert wird.

Heike Wanner hat hier einen Roman geschrieben, der berührt, der nachdenklich macht, der einen den Atem anhalten und doch auch glücklich seufzen lässt. Ein mitreißender Stil, eine warmherzig erzählte Liebesgeschichte zweier junger Menschen und ein ganz besonderes Thema. Kurzum: Wunderbar! Unbedingt lesen!





eBook
346 Seiten
Verlag: Edel Elements





Herzlichen Dank an Heike Wanner
für diese außergewöhnliche Geschichte!

Und herzlichen Dank an Mandy-Victoria Kramer
von Edel Elements, dass ich dieses wunderbare Buch lesen
und vorstellen durfte und auch dafür, dass du mir
meine Rezi noch einmal geschickt hast, die irgendwo im Datendschungel verschwunden ist.

Mittwoch, 13. September 2017

"Die echte kroatische Küche" von Ino Kuvačić

Nicht nur einfach ein Kochbuch

Heute möchte ich Euch zur Abwechslung auch mal wieder ein Kochbuch vorstellen, ein Buch über die leckere kroatische Küche. Es ist aber nicht nur einfach ein Kochbuch. Dieses Buch ist in zweiter Linie ein Bildband. Neben Bildern zu Rezepten werden dem Leser und Koch immer wieder wunderschöne Fotos über das sommerliche Kroatien gezeigt. Man hat sofort Lust, die Koffer zu packen und nach Kroatien zu fliegen. Da das leider nicht immer gleich möglich ist, hilft es vielleicht, erst einmal ein paar Rezepte nach zu kochen und davon gibt es reichlich. 

Meine persönlichen Highlights sind folgende Rezepte, da ich es gerne schnell, einfach und trotzdem lecker mag:

- Kroatische Kartoffeln
- Grillkartoffelsalat mit Frühlingszwiebeln
- Pasta mit Sardellen
- Seeteufel mit Tomaten und Bohnen
- Kaninchen auf dalmatinische Art
- Paprikatopf mit Hähnchen
- Kroatischer Apfelkuchen

Ein toll aufgemachtes Kochbuch, das auch ein wunderbares Geschenk für alle Kroatien-Liebhaber ist!






Gebundene Ausgabe
224 Seiten
Verlag: Südwest




Herzlichen Dank an das Verlagsteam
für dieses wunderschöne Kochbuch!

"Luisa und die Stunde der Kraniche" von Tania Krätschmar

Ein Sehnsuchtsroman!

Luisa, Schmuckdesignerin, nimmt sich 2 Wochen Auszeit im "Haus Zugvogel" in Zingst, das einstige Wohnhaus ihrer Großeltern und jetzt Ferienhaus der Familie. Der Luxus liebende Richard hat ihr einen Heiratsantrag gemacht und obwohl Luisa dem bequemen Leben im Luxus nicht abgeneigt ist, weiß sie plötzlich nicht mehr, ob Richard überhaupt der richtige Mann an ihrer Seite ist. An der Ostsee will sie über sich, über Richard und über ihre Zukunft nachdenken. 

Schon viel zu lange war sie nicht mehr im Haus ihrer Großeltern, dem Haus mit den alten Standuhren, die ihr Opa gesammelt und oft mit ihr zusammen aufgezogen und ihr von der blauen Stunde erzählt hat, der Stunde zwischen Tag und Nacht. Richard bevorzugt Urlaub in Luxus-Ressorts. Auch mit Luisas Familie kann er nicht viel anfangen. Auf diese Weise hat sich Luisa immer mehr von ihrer Familie entfernt. Richard bestimmt ihr ganzes Leben. Dann bekommt sie Besuch von ihrer Schwester Emilia und ihren Zwillingen Nina und Nike und Luisa wird langsam klar, auf was sie so lange verzichtet hat. 

Luisa lernt den smarten Kranich-Experten Jan kennen, der so spannend von den majestätischen Vögeln erzählen kann Er ist so anders als Richard, offen, fröhlich und er liebt die Natur genau so wie sie selbst. Und da ist etwas, das sie magisch zu ihm hinzieht. 

Und dann ist da auch noch die alte Mary, die ihr immer wieder begegnet, aber offenbar von anderen nicht wahrgenommen wird. Mary, die alte Dame, die ihr seltsam vertraut ist, die so weise Ansichten über das Leben hat und die Luisa sehr zum Nachdenken bringt, doch wer ist Mary wirklich?

"Luisa und die Stunde der Kraniche" - es ist ein wunderbarer Roman in einmaliger Kulisse der Halbinsel Fischland-Darss-Zingst. Eine eher leise Geschichte um Liebe und Zufälle - gefühlvoll, großartig. Ein Roman, wie ich ihn so sehr liebe. Ein Sehnsuchts-Roman. Wer schon einmal die Kraniche dort oben an der Ostsee beobachtet hat, der weiß, was ich meine. Und jedes Mal, wenn die Kraniche über meine Stadt hinweg ziehen, muss ich wieder an Zingst denken. An diese Weite des Meeres, das Rauschen des Windes und der Wellen. Dieser Roman weckt Sehnsüchte, die Sehnsucht, endlich wieder einmal dorthin zu fahren. 

"Luisa und die Stunde der Kraniche"  eine Geschichte, die man einfach lieben muss. Eine Geschichte, die glücklich macht, die aber auch zum Nachdenken anhält, die überlegen lässt, ob man auch achtsam genug mit sich selbst umgeht. Absolute Lese-Empfehlung!




Taschenbuch
335 Seiten
Verlag: blanvalet




Herzlichen Dank an das Verlagsteam für dieses wunderbare Buch!
Und ein großes Dankeschön an Tania Krätschmar,
dass du uns Lesern diese Geschichte geschenkt hast!





"Marlenes Geheimnis" von Brigitte Riebe

Ein sehr bewegender, ein sehr kluger Roman!

Als Eva Auberlin stirbt, treffen nach langer Zeit die Schwestern Marlene und Vicky aufeinander. Zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Auch Vickys Tochter Nane kommt zur Beerdigung an den Bodensee. Nane nimmt sich vor, länger bei ihrer Tante zu verweilen, braucht sie doch dringend eine Auszeit von ihrem Job, der sie immer mehr auszehrt. Kaum am Bodensee angekommen, rettet sie einen verletzten Hund und lernt einen Tierarzt kennen. Sie fühlt sich gleich zu ihm hingezogen, doch momentan hat sie andere Sorgen.

Von ihrer Tante Vicky erhält Nane einen Umschlag ihrer Großmutter. Darin enthalten ist ein Tagebuch. Als Nane beginnt zu lesen, taucht sie in die Vergangenheit der Familie ein und erfährt, wie ihre Großmutter Eva mit der damals noch kleinen Marlene  nach dem Krieg aus dem Sudetenland vertrieben wurde und an den Bodensee gekommen ist, um dort eine Schnapsbrennerei aufzubauen. 

"Marlenes Geheimnis" - als das Buch bei mir ankam, wollte ich erst einmal nur ein paar Zeilen lesen. Andere Bücher warteten schließlich schon viel länger darauf gelesen zu werden, doch ich konnte nicht mehr aufhören. Ich musste immer weiterlesen. Brigitte Riebe ist die geborene Geschichten-Erzählerin und mit ihrer packenden Sprache hat sie eine Zeit zum Leben erweckt, die vielen unbekannt ist. Es geht um die Vertreibung von Menschen aus dem Sudetenland.

Der Krieg ist vorüber, doch den Sudetendeutschen schlägt nur Hass entgegen. Sie müssen ihr Land verlassen. So kommt Eva an den Bodensee, wo sie den Kriegsheimkehrer Toni Auberlin heiratet und mit ihm eine Schnapsbrennerei aufbaut. 

Nane und ebenso der Leser werden regelrecht in die Geschichte hineingezogen. Es ist eine bewegende, eine nachdenklich stimmende Geschichte und vor allen Dingen ist es auch ein Stück deutsche Geschichte. Als ich das Kapitel über Lidice gelesen habe, musste ich manches Mal den Atem anhalten. Spannung, Entsetzen, Rührung. Sämtliche Gefühle wechselten sich ab. 

Brigitte Riebe hat es wieder einmal geschafft, dass gewaltige Bilder beim Lesen entstanden sind. Trotz aller Gräueltaten des Zweiten Weltkrieges, die im Roman nicht verheimlicht werden, schafft die Autorin es, den Leser mit ihrer Geschichte und ihren Protagonisten zu verzaubern auf der Suche nach Liebe und Heimat. 

"Marlenes Geheimnis" - ein sehr bewegender, ein sehr kluger Roman. Unbedingt lesen!





Hardcover
432 Seiten
Verlag: DIANA





Herzlichen Dank an das Verlagsteam
für das wunderbare Buch!

Herzlichen Dank, liebe Brigitte
für diese sehr berührende Geschichte!

Dienstag, 12. September 2017

"Die wundersame Reise eines verlorenen Gegenstands" von Salatore Basile

Nicht meins.

Es gibt Bücher, deren Geschichten einfach nicht meine sind. Diese Geschichte hier gehört dazu. Ein Bestseller aus Italien. Internationales Phänomen. Der Klappentext machte mich neugierig. Es sah nach einem Buch, nach einer Geschichte für mich aus, aber ich habe mich von Anfang schwer damit getan. Mit dem jungen Michele konnte ich mich schnell anfreunden. Eine leise, unauffällige Gestalt, aber dann kommt diese Elena, laut, so überpräsent. Ich habe diesem Buch wirklich eine Chance gegeben, aber ich habe nach nicht mal 100 Seiten aufgegeben. Diese Geschichte hat schon sehr viele Anhänger gefunden und sie ist bestimmt auch gut, aber sie ist eben nicht meine Geschichte.





Gebundene Ausgabe
350 Seiten
Verlag: blanvalet

Sonntag, 3. September 2017

"Die Kapitel meines Herzens" von Catherine Lowell

Eine schöne Idee, aber leider nicht meine Geschichte

Samantha ist bei ihrem Vater groß geworden. Er, der Autor Tristan Whipple und direkter Nachfahre der Bronté-Familie. hat Sam sogar selbst unterrichtet. Sie lebt in seiner Welt der Bücher. Oft entdeckt Sam Bücher, in denen ihr Vater ein Lesezeichen für sie versteckt hat. Es sind kleine Hinweise für das Mädchen, Geschichten, die sie herausfinden soll. 

Als Sams Vater stirbt, hinterlässt er ihr lediglich ein Lesezeichen. Was hat es mit diesem Lesezeichen auf sich? Ist es wieder mal ein Hinweis, dem sie nachgehen soll? Sam geht auf das Old College in Oxford, eine renommierte Schule. Hier wird ihr ein Zimmer in einem kalten Turm zugewiesen. Das Zimmer teilt sie mit der "Gouvernante", einer Frau, die von einem Bild zu ihr herunterschaut und die ihr irgendwie ähnlich zu sein scheint. 

In dieser alt ehrwürdigen Schule versucht Sam, das Geheimnis des Lesezeichens zu erforschen, doch immer wieder wird sie abgelenkt, denn da dort gibt es ihren durchaus attraktiven Tutor und auch der smarte Schwede sucht immer ihre Nähe. 

"Die Kapitel meines Herzens" - die Beschreibung des Buches hat in mir sofort den Wunsch aufkommen lassen, dieses Buch unbedingt lesen zu wollen, aber jetzt habe ich es ausgelesen und bleibe etwas ratlos zurück. Der Titel mag so gar nicht passen und irgendwie dreht sich die ganze Geschichte immer und immer wieder um die drei Bronté-Schwestern. Natürlich, Sam soll mit Hilfe des Lesezeichens etwas herausfinden, aber wer wie ich die Geschichte der schriftstellerischen Schwestern nur oberflächlich kennt, fühlt sich oft versucht, einfach ein paar Absätze zu überspringen. 

Sam geht auf das Old College. Vor meinen Augen sah ich eine Schule ähnlich der von Harry Potter, doch in Catherine Lowells Schule waren keine anderen Schüler, keine Lehrer. Ein großes altes Gebäude, aber quasi ohne Menschen. Vieles blieb beim Lesen undurchsichtig, leicht verworren. 

Die Idee der Autorin finde ich wunderbar, doch mich persönlich konnte die Geschichte nicht erreichen. Ich konnte nicht eintauchen. Mir fehlten echte Persönlichkeiten, richtige Bilder.





eBook
352 Seiten
Verlag: Atlantik




Auch wenn es nicht mein Buch war,
trotzdem herzlichen Dank an das Verlags-Team!

Ich bin mir sicher, dass das Buch trotzdem
ganz vielen Menschen gefallen wird. 




Samstag, 2. September 2017

"Mein Tanz mit Rommel" von Elisabeth Marrion

Bewegend, nachdenklich und voller Hoffnung!

Als Elisabeth Marrion mich fragte, ob ich ihr Buch lesen wolle, habe ich sofort zugesagt. Ich habe dieses Buch gesehen und ich wusste, ich MUSS es lesen. Als es dann kam, habe ich es allen anderen vorgezogen. Ich habe erst nur ein paar Zeilen gelesen, doch dann konnte ich einfach nicht mehr aufhören. 

In ihrem Buch schreibt Elisabeth Marrion über das Leben ihrer Mutter in den Jahren 1926 bis 1945. Hildes Familie kämpft nach dem Ersten Weltkrieg noch immer mit dem Überleben. Es fehlt einfach an allem. Mit gerade mal 14 Jahren wird sie von ihrer Familie nach Berlin geschickt. Hilde macht sich ganz allein auf den Weg in die große Stadt, wo sie ihre erste Stelle als Hausmädchen antreten wird. 

Die junge Hilde lernt schließlich Karl kennen. Die beiden verlieben sich unsterblich ineinander, sie heiraten. Für Karls Eltern ist Hilde jedoch nicht gut genug. Sie bleiben der Hochzeit fern. 

Dann der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Karl ist Offizier bei der Wehrmacht. Er wird eingezogen. Hildes Leben besteht aus Hoffen und Bangen. Überall Verzicht, Tod, Trauer und großes Leid. Immer mehr Männer werden eingezogen. Hilde und ihre Freundin Maria versuchen, mit den Kindern ein einigermaßen normales Leben zu führen, was nicht einfach ist, angesichts der Tatsache, dass Lebensmittel immer knapper werden. Die Menschen hungern, frieren. Ab und zu bekommt Karl Heimaturlaub und kann die Familie besuchen. Nach den viel zu kurzen Besuchen und immer neuen Einberufungsbefehlen, kündigt sich meistens ein neues Kind an. Die Frauen rücken zusammen, helfen sich gegenseitig und sie hören heimlich BBC, den Feinsender, der immer genau das Gegenteil von dem berichtet, was die Propaganda mitteilt.

Es ist gefährlich geworden. Wem kann man noch trauen? Wer hört eventuell mit? Menschen verschwinden spurlos. Die Zeiten im Luftschutzkeller. Die Angst vor neuen Bombardierungen und den Tod, den die Bomben bringen, ist fast spürbar und doch kann man nicht wirklich fassen, was diese Menschen damals durchgemacht haben müssen. Hilde bangt um ihre polnischen Freunde, die auch von Verfolgung bedroht sind. 

Als Karl wieder einmal auf Heimaturlaub ist, werden er und Hilde zu einem Ball eingeladen. Generalfeldmarschall Rommel bittet Hilde, mit ihr den Tanz eröffnen zu dürfen. Karl dienst unter Rommel und wird von diesem gut angesehen. Beim Tanz sagt dieser zu Hilde, falls sie jemals einen Wunsch haben sollte, er würde versuchen, ihr diesen zu erfüllen und Hilde hat einen Wunsch! Einen  Wunsch, der sie in diesem Augenblick in große Schwierigkeiten hätte bringen können. 

"Mein Tanz mit Rommel" - es ist ein faszinierender Tatsachen-Roman über eine mutige Frau, die über sich selbst hinaus gewachsen ist. Eine Frau, die eine der schlimmsten Zeiten überhaupt miterleben musste. Als Leser erfährt man viel über den Alltag dieser Familien ohne Männer. Kinder, denen die eigenen Väter fremd sind. Väter, die sie vielleicht nur von Fotos her kennen. Ein Leben in Angst und Not und doch voller Hoffnung.

Elisabeth Marrion ist es gelungen, ein ganz beeindruckendes Werk zu schaffen. Dieses Buch ist sehr intensiv, sehr berührend. Es ist die bewegende und nachdenklich stimmende Geschichte ihrer eigenen Mutter. Zudem ist es ein Stück deutscher Geschichte. Unbedingt lesenswert!



Broschierte Ausgabe
204 Seiten
Edition Noema




Liebe Elisabeth, noch einmal ganz, ganz herzlichen Dank
für dieses Buch, dessen Geschichte ich nicht vergessen werde!


Lesezeit im August

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